Kaffee ist eines der beliebtesten Getränke der Welt. Doch man kann Kaffee auch anders verwenden, als ihn nur zu trinken. Denn man kann auch das eigentliche Abfallprodukt Kaffeesatz recyceln und neue Produkte daraus herstellen. Rund um den Kaffeesatz haben sich in den letzten Jahren viele innovative Start-ups gebildet, die mit Kaffeesatz als neuem nachhaltigen Werkstoff experimentieren. Das Resultat sind Produkte aus einem Werkstoff der Zukunft.
Rein quantitativ gesehen ist Kaffee das beliebteste Getränk der Welt. Und während er nur in vergleichsweise wenigen Ländern der Welt kultiviert wird, wird er doch so gut wie überall auf der Welt konsumiert. So werden im Schnitt jeden Tag etwa drei Milliarden Tassen Kaffee auf der ganzen Welt getrunken. Der Pro-Kopf-Verbrauch eines Deutschen liegt im Laufe seines Lebens bei circa 77.000 Tassen. Das Resultat dieses Verbrauches sind enorme Mengen an Kaffeesatz. Oft wird dieser organische Abfall in rissigen Müllanlagen entsorgt, anstatt fachgerecht kompostiert zu werden. Der einsetzende Gärungsprozess setzt umweltschädliches Methan frei, welches etwa 34-mal schädlicher ist als Kohlendioxid. Allerdings hat Kaffeesatz auch allerhand positive Eigenschaften, so kann er beispielsweise als nährstoffreicher Naturdünger oder als Nährboden für Speisepilze dienen. Seit ein paar Jahren beschäftigen sich zunehmend mehr Unternehmen damit, den Kaffeesatz noch effizienter zu nutzen. Dabei versuchen sie, aus dem braunen Pulver einen neuen, nachhaltigen Werkstoff zu entwickeln. In dieser Serie wollen wir drei dieser innovativen Unternehmen vorstellen.
1/3 Singetx - TaiwanIm Jahr 2009 führte das taiwanesische Textilunternehmen Singetx seine innovative, auf Kaffeesatz basierende Produktlinie S.Café ein. Unter der Führung des Geschäftsführers Jason Chen hatte man zuvor vier Jahre daran geforscht, aus Kaffeeabfällen in Kombination mit Polyester, welches aus recycelten Plastikflaschen hergestellt wurde, ein neues Hightech Garn herzustellen. Dieser neue Stoff kombiniert viele Vorteile aus verschiedenen Welten. So ist er unter anderem dank des hohen Kaffeeanteils geruchsunterbindend und kann nach seinem Lebenszyklus teilweise recycelt beziehungsweise kompostiert werden. Darüber hinaus sind die neuen Stoffe schnelltrocknend, UV-Abweisend und kühlend. Diese Eigenschaften prädestinieren ihn für die Anwendung im Sportbereich. So ist es nicht verwunderlich, dass zu den Kunden von S.Café viele Sportmode-Labels wie Puma, Timberland, Schöffel, Asics, oder Björn Borg gehören.
Die Produktion solcher Kaffeetextilien kann man sich vereinfacht gesagt wie folgt vorstellen: Der nach dem Rösten, Mahlen und Konsum übrig gebliebene Kaffeesatz wird zunächst gewaschen, um von eventuellen Verunreinigungen getrennt zu werden. Danach wird der gewaschene Kaffeesatz mit sogenannten PET-Flaschenpolymeren vermischt. Diese werden aus dem Recyclingprozess von unter anderem Pfandflaschen gewonnen. Daraus entstehen dann kleine Pellets, die sogenannten Masterbatches (Patent S.Café). Aus diesen Masterbatches können im Weiteren lange Fasern extrudiert werden und zu Funktionsgeweben weiterverarbeitet werden. Für diesen Prozess kann jede Art von Kaffeepulver verwendet werden, unabhängig des Röst- oder Mahlgrades. Kernkriterium ist nur, wie beschrieben, das es möglichst wenig verunreinigt ist. Als Grundlage zur Herstellung der Stoffe dient Kaffeepulver, welches das Unternehmen in lokalen Kaffeeketten einsammelt.
Eine weitere Möglichkeit, den auf Kaffee basierenden Stoff einzusetzen, ist, ihn mit verschiedenen anderen Materialien und Geweben zu vermischen beziehungsweise zu verweben. Wie beispielsweise mit Lyocell, einem ebenfalls nachhaltigen Gewebe. Der Kaffee im inneren des Fusionsgarns absorbiert die im Tagesgeschehen entstehenden Körpergerüche und transportiert zudem die Feuchtigkeit weg vom Körper hin zur Oberfläche des Gewebes. Dadurch entsteht ein schnell trocknender Effekt (das Gewebe trocknet etwa 200% schneller als Baumwolle). Diese Eigenschaften machen den Stoff sehr geeignet für den Einsatz in der Sportbekleidungsindustrie. Momentan wird aus besagtem Kaffeegewebe vor allem Sportunterwäsche hergestellt. So steht in einer Unterhose aus Kaffeegewebe der Kaffeesatz von ca. 1,5 Tassen Kaffee. In Zukunft werden wohl viele weitere Einsatzmöglichkeiten in der Sportbekleidung folgen. Für die Sportbekleidungsindustrie ist Kaffee bzw. Kaffeesatz schon heute ein Werkstoff der Zukunft.